Sylvanas und ihr neuer finsterer Verbündeter werfen einen gewaltigen Schatten auf die Ereignisse von WoW Shadowlands. Doch obwohl wir bereits einen ersten Blick in die Beta von Shadowlands werfen durften, klafft zwischen Battle for Azeroth und der kommenden WoW-Erweiterung immer noch eine gewaltige Storylücke. Diese Lücken sollte der neue WoW-Roman Aufstieg der Schatten nun schließen. Das spannende Buch, das aus der Feder von Madeleine Roux stammt, erscheint am 25. August 2020 in deutscher Sprache. Wir haben die erste deutsche Leseprobe für euch!
Wie geht es mit der Horde und Allianz weiter? Wird der Frieden halten, den beide Fraktionen am Ende von Battle for Azeroth geschlossen haben? Was treibt die Bansheekönigin nach ihrer Flucht? Und wie kommt es dazu, dass der Todesloa Bwonsamdi auf ihrer Todesliste landete? Die Story von BfA hinterlässt viele unbeantwortete Fragen und bis zum Release von WoW Shadowlands vergehen noch mehrere Monate. Wer diese lästige Wartezeit sinnvoll überbrücken möchte, kann dies mit dem neuen WoW-Roman Aufstieg der Schatten tun. In diesem Buch verknüpft die Autorin Madeleine Roux das turbulente Ende von Batlle for Azeroth und den Anfang von WoW Shadowlands. Der Roman erscheint am 25. August in deutscher Sprache.
Westfall
Anduin Wrynn ritt, als säßen ihm tausend heulende Diener der Leere im Nacken. Am Himmel über ihm grollte der Donner, unter ihm trommelten die Hufe seines Pferdes hart auf den Boden, während es ihn über die verwundeten Ebenen von Westfall trug. Außer seinem loyalen Freund, dem Meisterspion, war niemand hinter ihm, doch das war unwichtig. Die Dunkelheit leckte nach seinen Fersen, und er würde alles tun, damit sie ihn nicht einholte. Zumindest im Moment. Zumindest für einen Moment. "Sire! Sire! Verdammt, mein Pferd verliert gleich ein Hufeisen!" Mathias Shaws Stimme übertönte das Grollen am Himmel und den Lärm der Pferde. Anduin ignorierte ihn und schnalzte mit der Zunge, um Andacht noch weiter anzutreiben. Schneller, immer schneller. Er durfte nicht an Geschwindigkeit verlieren, ganz gleich, weswegen. In der Ferne erhob sich ein Turm aus Trümmern und Energie wie ein kristallener Dorn aus den sanften Hügeln des Weidelands. Anduin konnte die Augen nicht davon abwenden, während sich die Wolken zusammenzogen und näher heranwallten, um das Land in ihre Schatten zu tauchen. Er wusste noch, einst hatte er es für unmöglich gehalten, dass sich Westfall so dramatisch verändern könnte, aber dann hatte der Kataklysmus hier gewütet, und er hatte keine Rücksicht auf die Nostalgie eines jungen Mannes genommen. Nun erschien ihm seine Kindheit - 12 die Erinnerungen, die er in seinem Herzen trug - in einem völlig anderen Licht. Damals war er ein unschuldiger Junge gewesen, doch inzwischen war er geschärft wie eine Klinge. Jener unschuldige Junge hatte geglaubt, dass manche Dinge sich nie verändern würden; jetzt wusste er, wie kindisch solche Vorstellungen waren. Nichts währte ewig. Jede Stadt konnte zerbröckeln, gleichzeitig konnte jeder Feind aber auch zu einem Verbündeten werden, ja sogar zu einem Freund. Zynismus barg schließlich auch nicht mehr Weisheit als Optimismus.
"Sire!" Nun gab er doch nach und zog sanft an Andachts Zügeln. Das anmutige weiße Pferd bremste zu einem leichten Galopp ab, sodass der Meisterspion aufschließen und mit Anduin Schritt halten konnte. "Verzeiht", seufzte Anduin, während er das Haar zurückstrich, das ihm verschwitzt und störend vor die Augen gefallen war. "Das muss ein anstrengender Ritt für Eure alten Knochen gewesen sein." "Ihr hattet nicht erwähnt, dass das ein Rennen ist", brummte Shaw. Trotz Anduins Stichelei war der ältere Mann nicht einmal außer Atem. Das Leben hatte seine Spuren an ihm hinterlassen, aber er war noch immer kräftig und gerissen. "Hätte ich im Voraus Bescheid gewusst, würdet Ihr jetzt meinen Staub schlucken, Euer Majestät." "Ach ja?" Anduin drehte sein Pferd, sodass es dem dichten Wald von Elwynn zugewandt war, jenseits des Flusses hinter ihnen. "Wollen wir doch einmal sehen ..." "Vielleicht möchtet Ihr mir erst einmal verraten, warum Ihr heute wie ein Besessener reitet. Dass Ihr abgeworfen werdet und Euch das königliche Genick brecht, ist so ziemlich das Letzte, was wir jetzt brauchen." Shaw hatte eine schroffe Art an sich, und seine Stimme war nicht weniger harsch; sie klang so rau, als würde er jeden Morgen Sägemehl gurgeln. Aber für Anduin hatte diese barsche, direkte Art auch etwas Tröstliches. Die meisten bei Hofe verbeug- 13 ten sich in der Anwesenheit des Königs und krochen auf den Knien herum - Shaw hingegen sagte immer geradeheraus, was er dachte. Die Wolken über ihnen ballten sich zusammen und drohten ihnen mit einem Regenguss, aber Anduin ignorierte die Vorzeichen und sprang mit der Leichtfüßigkeit eines geübten Reiters aus dem Sattel. Andacht wirkte unruhig und warf seine lange weiße Mähne von einer Seite auf die andere, während er mit den Zähnen knirschte. Der König ging zum Kopf des Pferdes, nahm ein paar Apfelscheiben aus der Tasche und hielt sie seinem Reittier hin. Ah. Die Trense war verrutscht. Das Pferd schmiegte seine warme, weiche Nase an Anduins Schulter, während er das Zaumzeug zurechtrückte, anschließend lehnte er seine Stirn gegen den Fleck zwischen Andachts Augen. "Weißt du, als ich sehr jung war und gerade das Reiten lernte, da nahm mein Vater mich mit zu den Ställen und gab mir mein erstes Pony. Ein Schecke. Sanft. Dreizehn Handspannen lang. Und ich fragte meinen Vater, warum man die Länge von Pferden in Handspannen misst." Die verblasste Erinnerung entlockte Anduin ein schmales Lächeln. "Er grinste nur und sagte, er wüsste es nicht. Dann fuhr er den Stallburschen an, ob er es denn wisse. Aber niemand konnte die Frage beantworten. Ich glaube, der Stallbursche hat sich eingenässt, so beschämt war er - der arme Bursche war ja kaum älter als ich. Marvin war sein Name, wenn ich mich recht entsinne." Shaw saß noch immer im Sattel. Jetzt trat plötzlich ein abwesender Ausdruck auf seine Züge. "Den Jungen kannte ich nicht." Aber Anduin wusste, dass Shaw etwas zurückhielt.
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